Do. 22.6.23, 18.30 Uhr, Neue Aula, Festsaal der Universität, Geschwister-Scholl-Platz , 72074 Tübingen
Das Institut für Medienwissenschaft der Universität Tübingen und der SWR laden die Studierenden und eine interessierte Öffentlichkeit herzlich ein: Am Donnerstag, den 22. Juni 2023, um 18.30 Uhr spricht die Fridays-for-Future-Aktivistin und Buchautorin Luisa Neubauer im Festsaal der Universität (Neue Aula, Geschwister-Scholl-Platz) über die Klimakrise und einen von Verdrängung und Banalisierung gekennzeichneten Diskurs, der dem Ernst der Lage nicht gerecht wird.
Hat wieder ein Politiker gefordert, ein Tempolimit durchzusetzen, Inlandsflüge zu verbieten, den Konsum von Billigfleisch zu reduzieren? Schon ist es da, das große, oft bloß modische Aufregungsspektakel, das von Tugendterror und Doppelmoral handelt und die neueste Meinungsumfrage und Gegenstimmen zum Thema referiert. Unbeachtet bleibt die Frage, was grundsätzlich zu tun wäre, um im Angesicht von weltweit steigenden Treibhausgasemissionen, von Überschwemmungen und brennenden Wäldern, von Dürre und Hitzetoten den Klimawandel doch noch aufzuhalten. Hier bräuchte es andere Zeithorizonte, langfristige Planung, die von Inhalten bestimmte Entschiedenheit der Politik. Und einen Abschied von der Fixierung auf das zeitlich Neue, aktuell Aufregende, vor allem spektakulär Konflikthafte.
Welche Sprache wäre, so fragt Luisa Neubauer, einer Situation angemessen, in der das ökologische Problembewusstsein zwar vorhanden ist, aber das engagierte Handeln und effektive Umsteuern nicht ausreichend vorangetrieben wird? Wie ließen sich Klimarealismus und Klimagerechtigkeit – jenseits der gängigen politischen Lagerbildungen und der verhärteten Diskurse – neu im Zentrum gesellschaftlicher Debatten platzieren? Welche Narrative könnten auf dem Weg in eine ökologische und solidarische Zukunft hilfreich sein? Und wie bewahrt man sich selbst im Angesicht von Attacken und gezielten Desinformationskampagnen die innere Freiheit und Freude, die politisches Engagement und neue Ideen nun einmal brauchen?
Mit Luisa Neubauer übernimmt eine der bekanntesten Klimaaktivistinnen die diesjährige Tübinger Mediendozentur. Sie zählt zu den zentralen Gesichtern von Fridays for Future und hat ihre Ideen mit so unterschiedlichen Politikern wie Angela Merkel, Barack Obama und Emmanuel Macron diskutiert. Luisa Neubauer schrieb bislang drei Bücher, die allesamt Bestseller wurden. 2019 publizierte sie (gemeinsam mit Alexander Repenning) den Band „Vom Ende der Klimakrise“, 2021 erschien (gemeinsam mit dem Zeit-Journalisten Bernd Ulrich) das Gesprächsbuch „Noch haben wir die Wahl“, 2022 publizierte sie gemeinsam mit ihrer Großmutter Dagmar Reemtsma den autobiografischen Essay „Gegen die Ohnmacht“. Das Time Magazine zählte Neubauer 2022 zu den wichtigsten Newcomern, das Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen verlieh ihr die Auszeichnung Rede des Jahres 2022 für eine Ansprache, die sie auf dem Parteitag der Grünen gehalten hatte.
Die thematische Einführung zur 18. Tübinger Mediendozentur am 22. Juni übernimmt der Medienwissenschaftler Professor Bernhard Pörksen von der Universität Tübingen. Es moderiert der Tübinger SWR-Studioleiter Marcel Wagner. Die Veranstaltung findet in Präsenz statt und kann auch im Livestream verfolgt werden. Im Nachgang des Vortrags sind Interessierte in den Räumen der Wandelhalle herzlich zu einem Empfang eingeladen.
Ein Mitschnitt von Luisa Neubauers Rede wird im Radioprogramm des SWR gesendet. Das Institut für Medienwissenschaft publiziert den Text im Anschluss gemeinsam mit dem SWR in einer Sonderveröffentlichung.
Die Tübinger Mediendozentur ist eine Kooperation der Universität Tübingen, des Instituts für Medienwissenschaft und des SWR-Studios Tübingen. Seit 2003 kamen für die Mediendozentur unter anderem Claus Kleber, Maybrit Illner, Giovanni di Lorenzo, Alice Schwarzer, Frank Schirrmacher, Doris Dörrie, Sascha Lobo und Juli Zeh nach Tübingen.