1999 Die Zeit ist reif
Im Herbst 1999 reisen Vertreterinnen aus den Fraueninitiativen, Gemeinderätinnen und interessierte Bürgerinnen in die Evangelische Akademie Bad Boll. Dorthin hat die Frauenbeauftragte der Stadt zu einer Vernetzungstagung unter dem Titel „Die Zeit ist reif“ eingeladen. Besonders die Frauencafégruppe will bei dieser Tagung Perspektiven für neue Räume entwickeln. Nach zwei Tagen spannender Diskussionen und einer Menge an Ergebnisprotokollen haben die Fahrgemeinschaften Ideen und Tatendrang zur weiteren Vernetzung von Frauen und Mädchen im Gepäck. Die Gruppe „Frauenprojektehaus“ gründet sich und erstellt einen Fragebogen, um den Bedarf nach Räumlichkeiten zu ermitteln. Der Rücklauf der Bögen zeigt, wie breit gefächert das Interesse an Frauenräumen ist: Kulturelle und politische Veranstaltungen, Freizeit-, Bildungs- und Beratungsangebote, Tagungs- oder Seminarangebote sollen zukünftig unter einem Dach vereint werden und für alle Frauen und Mädchen zugänglich sein.
2000 Von der Idee zur Umsetzung
Die Frauenbeauftragte der Universitätsstadt Tübingen unterstützt die Gruppe bei der Suche nach Räumlichkeiten. Mitte 2000 wird ein passendes Objekt gefunden: ein renovierungsbedürftiges Haus in der Weberstraße 8. Die Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau Tübingen (GWG) bietet an, dieses Gebäude nach dem ermittelten Bedarf rollstuhlgerecht zu sanieren und um einen Anbau zu ergänzen. Neben der Sichtung erster Baupläne arbeitet die Gruppe an einer Gesamtkonzeption und an einer Satzung für den zu gründenden Verein.
2001 Das Projekt gibt sich eine Form
Der Verwaltungsrat der GWG stimmt dem Umbau des Gebäudes in der Weberstraße 8 zum Frauenprojektehaus einstimmig zu. Im September 2001 gründet sich der Verein „Frauenprojektehaus e.V.“. Es bilden sich Untergruppen zu den Themen Öffentlichkeitsarbeit, Sponsoring und Konzeption.
2002 Das Jahr der Verhandlungen
Dieses Jahr steht unter dem Zeichen der Einigung. Der Vorstand des Vereins wird zur Schnittstelle der Verhandlungen zwischen der Frauenbeauftragten der Universitätsstadt Tübingen, der GWG als Bauherrin und Inhaberin des Gebäudes, dem Architekturbüro Luz und interessierten Frauenprojekten bzw. Einzelfrauen. In zahlreichen Besprechungen stehen die Gestaltung des Mietvertrages, die Höhe des Mietpreises und die Konkretisierung der Baupläne im Mittelpunkt. Die Arbeit der Untergruppen und Vereinsorgane läuft an: sechs Mädchen- und Frauenprojekte aus Tübingen entscheiden sich, in das zukünftige Frauenprojektehaus zu ziehen, die Kontakte zu den Gemeinderätinnen werden ausgebaut und die Homepage geht online.
2003 Das Frauenprojektehaus wird Realität
Am 8. März unterzeichnen die Vorständinnen des Vereins den Mietvertrag mit der GWG im Rahmen der Veranstaltung „Frauen Leben Zukunft“ zum Internationalen Frauentag im Rathaus der Universitätsstadt Tübingen. Mit einer kleinen Feier schließen die künftigen Mieterinnen und der Vorstand des Frauenprojektehauses Untermietverträge ab. In der Weberstraße beginnt der Umbau. Bis das Haus jedoch zur Jahreswende 2004 bezugsfertig und mit Leben gefüllt ist, gibt es noch viel zu tun: Vor allem die Finanzierung der gemeinsamen Einrichtung ist noch nicht ausreichend gesichert, ein Teil des behindertengerechten Umbaus soll über Spenden und Sponsoring finanziert und die Vernetzung des vielfältigen Frauenengagements in Tübingen ausgebaut werden.
2004 Das Frauenprojektehaus wird bezogen
Nach 13 Monaten Bauzeit kann das Frauenprojektehaus bezogen werden. Zur Schlüsselübergabe laden das Frauenprojektehaus, die Mieterinnen und die GWG am 19. Juni zur Schlüsselübergabe in die Weberstraße 8 ein. Wieviel Dutzend Schlüssel übergeben werden, bleibt ein Geheimnis. Zum 1. Juli rollen die Umzugswägen von sieben Projekten sowie einer Heilpraktikerin an. Das erste rauschende Fest wird am 17. Juli im Frauencafé gefeiert. Am 2. Oktober öffnen alle Projekte ihre Pforten zum Tag der Offenen Tür. Zahlreiche Besucher/innen informieren sich bei einem Rundgang durch das Haus oder sitzen gemütlich bei Kaffee und Kuchen in der Sonne. Im Anschluss feiern zahlreiche Mieterinnen und Besucherinnen die Eröffnung des Frauenprojektehauses bis in die frühen Morgenstunden. Der Alltag zieht ins Haus ein: die Projekte nehmen ihre Arbeit in den neuen Räumen auf und die ersten Vorträge und Workshops finden im Veranstaltungsraum statt.
2005 Das erste Jahr im Frauenprojektehaus
Der Internationale Frauentag läuft in diesem Jahr unter dem Motto „Grenzen überwinden – Freiräume erobern“. Die Projekte aus dem Frauenprojektehaus beteiligen sich aktiv mit einer zweiwöchigen Veranstaltungsreihe, die zahlreiche Besucher/innen in das Haus lockt. Rechtzeitig zum 8. März erscheint das neue Faltblatt des Frauenprojektehauses mit Informationen zum Gesamtprojekt und den Kontaktdaten aller Mieterinnen. Erstmals wird im neuen Frauencafé Walpurgis gefeiert und auch zum einjährigen Bestehen des Frauenprojektehauses im Juli wird das Tanzbein kräftig geschwungen. Der zweite Tag der Offenen Tür bietet Interessierten Einblicke in die Arbeit der einzelnen Projekte und in das Gebäude. Bei einem Erzählcafé in Kooperation mit BAF e.V. erfahren die Besucherinnen Wissenswertes über das Frauenleben in der Weberstraße damals und heute.
2006 Das Jahr der Aus-, Um- und Einzüge
Das Frauenkrisenhaus e.V. und die Heilpraktikerin Angelika Glaunsinger ziehen leider aus. Einer der frei gewordenen Räume wird nun von TIMA e.V. genutzt, die mit einem neuen Projekt an den Start gehen, in den anderen Raum ziehen die Therapeutinnen Andrea Brummack und Petra Stammberger ein. In Kooperation mit der Volkshochschule findet zum Internationalen Frauentag die Zukunftswerkstatt „Frauen für eine solidarische Gesellschaft“ statt. Voll bis fast auf den letzten Platz und ausgesprochen unterhaltsam ist die Podiumsdiskussion im Frauencafé mit den Kandidat/innen für die Wahl zur Oberbürgermeister/in. An einem Wochenende im April gehen die Mieterinnen des Frauenprojektehauses zum dritten Mal in Klausur und werten ihre Erfahrungen der ersten beiden Jahre im Haus aus. Im November erlaubt ein weiterer Tag der Offenen Tür den Blick hinter die Kulissen.
2007 Ein frauenbewegtes Jahr
für den Trägerverein und die Vereine und Organisationen im Frauenprojektehaus. „Natürlich bin ich Feministin“ war das Motto des Erzählcafés, das im Frauenprojektehaus in Kooperation mit BAF und der Volkshochschule stattgefunden hat. Antje Schrupp stellt ihr Buch zur Zukunft der Frauenbewegung vor. Mit dem Fachtag für Frauen mit und ohne Behinderung im Mai wurden die Kontakte zu Frauen mit Behinderungen ausgebaut und deren Bedürfnisse an die Arbeit im Haus erhoben. Im Juli klinkten sich die Frauen in die Aktionen gegen die Demonstration der Jungnazis in Tübingen ein. Im September stand am Tag der Offenen Tür die Werbung für die Arbeit der Vereine im Mittelpunkt.
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2018 Namensänderung
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