Die Verteidigung der Literatur in Zeiten dauernden Exils
Mi. 10.7.2024, 18 Uhr, Shedhalle Kunstverein e.V., Schlachthausstraße 13, Tübingen
Das Slavische Seminar, das Institut für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde sowie das Studio Literatur und Theater haben drei Autor:innen aus Russland, Belarus und der Ukraine eingeladen. Mit den Autor:innen wollen wir Gespräche über die Verantwortung der Intellektuellen im Exil, über Schreiben in der Fremde, über die Schnittstellen zwischen Kunst und Politik und über ihre neusten Bücher – die gerade auf Deutsch erschienen sind – führen.
Der russische Star-Autor Vladimir Sorokin, die junge belarusisch Lyrikerin und Prosaautorin Volha Hapeyeva und die ukrainische Fotokünstlerin und Autorin Yevgenia Belorusets leben spätestens seit Frühjahr 2022 mehr oder weniger in Deutschland, wenngleich aus unterschiedlichen Gründen: wegen politischer Repressionen (Russland und Belarus) bzw. wegen der Kriegsaggressionen (Ukraine).
Angesichts der gegenwärtig katastrophalen Situation zwischen den Ländern ist es nicht zu unterschätzen, dass es uns gelingt, Autor:innen aus diesen drei Ländern, von denen zwei Kriegsparteien und das dritte ein oppressiver, von Russland gelenkter Staat ist, für die Lesereihe zu gewinnen.
Vladimir Sorkins Übersetzerin Dorothea Trottenberg und Yevgenia Belorusets’s Übersetzerin Claudia Dathe werden ebenfalls dabei sein, so dass auch das Übersetzen in Kriegszeiten ein Thema sein wird.
Dies ist eine gemeinsame Veranstaltung vom Slavischen Seminar, dem Institut für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde sowie dem Studio Literatur und Theater der Universität Tübingen in Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg, dem Universitätsbund e.V., mit der Stadt Tübingen, der Shedhalle Tübingen e.V. und der Buchhandlung Quichotte.
Zur Autorin:
Yevgenia Belarusets, geboren 1980 in Kyjiv, ist (Foto-)Künstlerin und Schriftstellerin; sie lebt in Berlin. Ihre Kunst befindet sich an der Grenze zum politischen Aktivismus; ihr fotografisches Werk, das sich mit den vulnerablen Teilen der ukrainischen Gesellschaft befasst (queere Familien, Roma, Menschen, die im Kriegsgebiet leben), wurde zweimal im ukrainischen Pavillon auf der Biennale in Venedig ausgestellt.
In der Veranstaltung wird es – natürlich – um die Wahrnehmung des Krieges von außen und von innen gehen, um die Verknüpfung von Aktivismus und Kunst sowie um ihre neuesten Bücher: In „Anfang des Krieges. Tagebücher aus Kyjiw“ sind die Tagebucheinträge gesammelt, die sie seit Kriegsausbruch im „Spiegel“ publiziert hat; in „Über das moderne Leben der Tiere“ (erschienen Februar 2024) werden wahrscheinliche und unwahrscheinliche tierliche Begebenheiten geschildert. „In ihrer ethnografisch präzisen und nüchtern-poetischen Sprache entsteht in dieser fiktiven Vorlesungsreihe ein Raum für marginalisierte Erfahrungen in der heutigen Ukraine, die mindestens seit 2014 auch von Gewalt geprägt sind.“ (https://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/ueber-das-moderne-leben-der-tiere.html?lid=3)